01.08.2002

Foto del día
Das Foto des heutigen Tages nahmen wir irgendwo im nirgendwo auf (zwischen Córdoba und Mina Clavero). Der Besitzer des angrenzenden Krimskramsladens scheint in der Vergangenheit schon des öfteren schlechte Erfahrungen mit vollen Touristenblasen gemacht zu haben...

Alquilamos un coche - desde Córdoba hasta Mina Clavero
"First thing in the morning" sichern wir uns total verpennt ("Jo, willst du auch fahren? Packst du vielleicht mal deinen Führerschein aus?!?") unseren Fiat Uno und cruisen los. Julian findet sich gleich optimal in den Fahrstil der Argentinier ein (nein, es hat die Polizei nicht gestört, dass wir sie geschnitten haben, ebenso wenig wie die kirschgrüne Ampel, die wir vor ihr noch locker passiert haben. Von den Geschwindigkeitsüberschreitungen sowie unzähligen U-Turns haben sie aber auch glaube ich nichts mitbekommen...).
Erster Task ist es... zu frühstücken. Dann... den richtigen Weg aus der Stadt zu finden. Für beides zusammen brauchen wir nur 1,5 Stunden (davon 20min desayuna..)
Erstes Ziel der Route ist Villa Carlos Paz an einem Stausee (links). Im Winter war von den hochgelobten Wassersportmöglichkeite und der Touristenattraktivität jedoch leider nur wenig zu sehen.. Fasziniernd aber der Strand (rechts).
Nächster (ungeplanter) Zwischenstopp ist ein Kruschtladen (für alle, die die Sprache der Kurpfalz nicht beherrschen: Kruscht ist sowas wie Krimskrams) "kurz" nach Villa Carlos Paz. Auf einer Anhöhe geniessen wir den Blick, unsere Blase leeren dürfen wir jedoch nicht. Dafür erstehen wir günstig unseren ersten eigenen Mate-Calabaza (der nicht lange rissfrei bleiben sollte, gell Julian?!?) + -bombilla.
Berührt von der Landschaft halten wir bald wieder an und geniessen erneut den Ausblick. Langsam aber sicher nähern wir uns der "Pampilla" (kleine Schwester der Pampa), der Landschaft, in der einfach gar nichts geht. Zum ersten Mal nutzen wir auch die oben angekündigten 93 km "Bad" bis zu unserem eigentlichen Ziel Mina Clavero (links unten).
Gut, dass man uns kaum die Müdigkeit ansieht, die in windiger Höhe in ein klitzekleines bißchen Frost umschlägt. Auch Julian erfreut sich bald des längsten Bades der Welt, einen Stopp weiter (unten).
Wir erklimmen Berge, übersteigen Stacheldraht, kriechen hinter Bussen her, halten zum Fotografieren an, werden wieder von den Bussen überholt, beobachten Einheimische - eine interessante Fahrt!


Mina Clavero

Ca. 170 km nach Abfahrt landen wir im Dörfchen Mina Clavero, welches uns von Daniel und Gabriela empfohlen wurde. Erster Anlaupunkt ist die Touristeninformation (links) - wir fragen uns, ob der Tipp vielleicht ein Scherz war? Die Gegend sieht nicht wirklich belebt aus, im müden Lachrausch fragen wir uns in der luftigen Touristeninformation (links), was wir hier überhaupt machen wollen. Wir fahren weiter und durchqueren das Dorf. Die Hauptstraße ist gefunden, belebt ist sie nicht. Um uns die Zeit zu vertreiben, eine Toilette zu finden und eine Entscheidung zu treffen, suchen wir das nächstbeste Café auf und trinken "Submarino".
Der Plan ist gefasst, wir laufen einfach noch ein bißchen rum. Bald entdecken wir die lokalen Sehenswürdigkeiten - eine Pfütze und ein Kinderkarussell. Ok, was können wir sonst noch tun. Da uns die noch nicht vervollständigte Kurswahl noch schwer auf dem Herzen liegt betreten wir erneut ein lokales Internetcafé. Der Rechner ist noch langsamer als der in Córdoba und wir drehen völlig durch (siehe rechts). 20 min reichen gerade mal um 3 Mails zu lesen.
Je länger wir uns in Mina die Zeit rumschlagen desto belebter wird es. Der vorher menschenleere Markt ("die bauen schon ab") erwacht zu neuem Leben ("hey, die bauen ja auf") und wir beginnen eine interessante Shoppingtour. Als erstes machen wir am Stand mit den Kräuterdrinks halt. Nach langem Beratungsgespräch und einigen Probeschlückchen entscheiden wir uns für ein Mundwässerchen und einen 50-Kräuter-Likör. Der nächste Stand bietet uns Wollmützen, davon eine genau wie Jo sie auf dem Kopf des kleinen Mädchens in Córdoba gesehen hat - in argentinischen Nationalfarben - HER DAMIT! Als wir schon fast wieder gehen wollen, fällt uns der Stand auf, wo es so unglaublich günstig Auffangschälchen für Räucherstäbchen. Haben wir noch nie gebraucht aber so günstig, dass wir zuschlagen. Als wir schon fast wieder unser Auto nach Hause bringen wollen, kommen wir zufällig an einer Farmacia vorbei.. die raubkopierte CD's im Schaufenster anpreist. Aber das ist doch illegal? Hier wohl nicht - 15 Peso ärmer, dafür reicher an Manu Chao, Maná und Episode 2.

 

Die Heimfahrt auf der Serpentinenstrasse erfolgt völlig im Dunkeln. Prompt folgen wir irgendwo im nirgendwo aus Versehen dem Abbieger-Schild nach Córdoba und nicht dem Gerade-aus-Schild nach Córdoba. Die Route ist zwar ca. genauso lang, bringt unseren Fiat Uno aber an die Grenzen seiner Belastbarkeit ("Ab hier nur nur 17km Tempo 40 und todesgefährliche Kurven")
Für den nächsten Tag wird wohl eine Fahrt ins 100km entfernte "Villa General Belgrano" erfolgen, das deutscheste aller Dörfer hier, natürlich mit der obligatorischen Oktoberfestkopie - WÜRG...

Martins Hotel, otra vez

Morgens haben wir klugerweise aufgrund eines unsicheren Tagesablaufes aus unserem Actionhotel ausgecheckt. Abends, zurück in Córdoba wollen wir natürlich wieder rein. Wir stellen uns auf dumm und sagen, wir hätten gar nicht ausgecheckt sondern einfach nur alle unsere Sachen mitgenommen. Also eigentlich war ja nichts mehr frei... Doch dann trumpft der Chef urplötzlich mit dem freien Zimmer 5 auf - und uns wird klar, dass wir am Vortag mal wieder den Europäerdeal (negativ gesehen) klargemacht haben - Zimmer 5 kann einiges mehr, ist doppelt so groß und Jo hat keine Angst mehr um seine Beine.
Zum Abendessen landen wir zufällig in der Bar "Alfonso" mit espectáculo - einer argentinischen Folkloreband. Anzumerken ist, dass Folklore hier nicht wie in Deutschland verschmäht wird, was sich auch verstehen lässt, da die Qualität der Darbietung deutlich über die von Volksmusik hinausgeht. Alle Gäste singen mit, klatschen und erfreuen sich der guten Unterhaltung, des Weines und des Geschmackes von Fernet-Cola (bäh!). Eigentlich wollten wir ja noch in die Cuernavaca, doch wir lernen zwei nette Argentinier kennen, Cesar und Martin (der aus irgendeinem Grund Juán heißt).
Cesar ist begnadeter Gitarrespieler und Sänger und unterhält musikalisch einen andauernd wechselnden Kreis aus Zuhörern aller Altersgruppen (die Gitarre wird ständig weitergegeben und fast jeder gibt ein Lied zum besten, in das alle einstimmen). Die beiden laden uns zunächst auf einen Mate für den folgenden Tag ein, die Einladung wird kurze Zeit später darauf ausgeweitet, mit ihnen am nächsten Morgen in ihr Dorf zu kommen... Wir wollten eh nicht zum Oktoberfestgebäude. Der Abend wird länger, die Weinflaschen leeren sich, verschwinden und werden durch neue ersetzt. So gegen halb 6 setzen wir uns durch zu gehen, da mit dem neuen Plan 8 Uhr aufstehen, Auto zurückgeben, Frühstück und Colectivo um 9.45h angesagt wäre! Puh, wann zum Teufel sollen wir denn unseren Schlafmangel nachholen?

Observaciones

Je weiter man sich von Buenos Aires wegbewegt, desto teurer wird die Minute Surfen im Internetcafé.
Fernet-Cola ist hier der absolute Renner. Doch es kommt noch dicker (siehe morgen)...
Folklore kann hier wirklich einiges. Und jeder zweite scheint ein verkappter Sänger und Musiker zu sein. Wir hören Lieder von Che Guevara und der deutschen Ohma (die eigentlich eine Oma ist, aber das checkt hier keiner)


Vocabulario

Submarino = equivalent "heiße Schokolade", die Schokolade in der Milch wird aber durch das Auflösen eines Schokoriegels in der Tasse erreicht... merkwürdig...
Farmacia = eigentlich Apotheke, in Mina Clavero aber Markt für raubkopierte CD's