03.08.2002

Fotos del día
Um mal ein ungefähres Bild dessen zu bekommen, wie wir uns gefühlt haben: Links zeigt morgens vor dem Action-Tag in der Natur, rechts zeigt morgens nach der Colectivo-Fahrt zurück. Jetzt erstmal schlaaaaaaaaaaaaaaafen...

La aventura al campo
Nachdem wir Cesar von 10h aufstehen auf 11h "runtergehandelt" haben, sitzen wir ein wenig verpennt am Küchentisch. Nach dem vielen Sprechen auf spanisch ist es uns auch in diesem Zustand mittlerweile einigermaßen möglich zu kommunizieren - ein ehrbarer Erfolg. Der Plan ist: Fahrt auf den Campo von Vickys Eltern zum Asado. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußten: 11h aufstehen heißt nicht, dass wir nach straffer Planung dann auch gleich losfahren können (aber das hätten wir uns ja auch denken können).
Bei Vicky (Treffpunkt der Campo-Gruppe) angelangt bringen wir dem Hund nette Kunststückchen bei. Jo belegt die Katze mit einem Vodoofluch, damit sie von ihm ablasse ("Jo, zuviel Monkey Island gespielt?").
Bei Vicky sammelt sich eine Gruppe von 9 Leuten, inklusive 4 Freundinnen jüngeren Alters, die morgens schon allerhand Krach machen. Andauernd verschwinden Leute und kommen wieder, erledigen dies und das, kaufen ein usw., so dass wir letztendlich Stunden später (ca. 2 Uhr) erst aufbrechen - was für eine Verschwendung unseres wertvollen Schlafes, aber das erklär mal einer den Argentiniern.
Nach leichten Problemen mit der Karte und ca. 1 1/2 Stunden später erreichen wir ein wunderschönes Stück Land welches von einem Fluß durchkreuzt wird.
Ach ja, haben wir eigentlich schon erwähnt, was wir hier machen? Fleisch essen!!! (4,5 Kilo um genau zu sein)
Obwohl die Dorfkids gerne drinnen im Dunkeln noch weiter Fernsehen geschaut hätten, locken wir die Meute ans Tagslicht nach draussen.
Beim Mate im Gras macht sich so langsam unsere Müdigkeit bemerkbar, sowohl sprechen als auch verstehen in spanisch klappt immer schlechter ... Hier sowohl der Möchtegern- (links) als auch der echte Grillmeister (unten) bei der Zubereitung des Asado.
Nach dem Essen (während die Frauen spülen, obwohl wir das eigentlich machen wollten - "in Argentinien", belehrt man uns, "ist das Frauensache") machen wir eine kleine Spazierfahrt mit Cesar und Martín.
Nach kurzer Zeit treffen wir auf eine Rinderherde, die von einem echten Caballero getrieben wird. Dieser wittert Fremde und kommt hergeritten, ist jedoch superfreundlich als wir ihm verklickern, dass wir die Gesandschaft der Besitzerstochter sind. Danach setzt er zu einer Erklärung über die Notwendikeit an, ein Mutterrind von seinem Kalb zu trennen, wie die Herde wohin überführt wird etc. Aus dem Kontext versuchen Julian und ich größtenteils erfolglos den Ausführungen zu folgen und sind fortan damit beschäftigt im richtigen Zeitpunkt zu nicken, um unangenehmen Nachfragen aus dem Weg zu gehen. Die Konversation übernehmen glücklicherweise Cesar und Martín für uns. Der Typ war aber superlieb und bedauerte z.B. dass wir uns nicht früher angemeldet hätten, weil wir sonst live irgendetwas hätten miterleben können, was auch immer. Als wir zur Foto-Dokumentation der Szene übergehen versteht Jo eine Kleinigkeit ein wenig falsch und obwohl er nur den Caballero + Caballo fotografieren wollte, steht er plötzlich selber mit diesem Riesenpferd an den Zügeln...
Wir können nicht genau herausfinden was es ist, aber während unserer Abwesenheit haben sich die 19jährigen Mädchen in einen Haufen 13jähriger Irrer verwandelt, die nur noch am Herumalbern sind, aufeinander rumhüpfen, sich über Kleinigkeiten besicken und uns auf den Arm nehmen. In unserem Zustand (Verdeutlichung zum wiederholten Male, ja, ist schon klar) können wir uns leider nur noch behelfen, in dem wir auf deutsch für die anderen Unverständliches Zeugs labern. Martín hat zudem den Actionfinger für sich entdeckt und will gar nicht mehr ohne fotografiert werden (Den Großteil der Bilder mit Finger haben wir aus dem Programm genommen) - vielleicht lag es an dem ein oder anderen Brahma-Bier zu viel.
In argentinischer Gemütlichkeit verspätet sich der bestellte Remis-Fahrer nur um 1,5 Stunden (während wir schon in weiser Voraussicht pünktlich den Kamin ausgemacht haben und uns den Ar*** abfrieren). Martín betrinkt sich immer mehr, die Mädels werden alberner. Als das Taxi dann nach Einbruch der Dunkelheit eintrifft, haut es vor dem 2. Auto und mit unserer Karte ab - na toll, wir verfahren uns natürlich mitten im Campo, und niemand weiß so recht, wo es lang geht. Während wir diverse Strassen zum wiederholten Male auf- und abfahren wird Julian heimlich und leise ein wenig ärgerlich, weil er denkt den richtigen Weg zu kennen, doch Cesar hört auf Martín, der uns mit seiner Brahmafahne im Auto beglückt - immerhin hatte er recht. Cesar, Martín und Vicky qualmen das Auto unaufhörlich zu und dem Katzen- und Erkältungsgeschädigten Jo geht es bald immer schlechter. Nach 2 Stunden Irrfahrt erreichen wir wieder Posse.
Zum Abendessen sind wir bei Cesars Eltern eingeladen. Vorher wollen wir noch schnell unsere Colectivotickets kaufen - AUSVERKAUFT, gut, dass wir mal wieder rechtzeitig an alles gedacht haben! Aber Vickies Vater erklärt sich netterweise bereit uns mit dem Auto in ein angrenzendes Dorf zu fahren, weswegen wir leider das Abendessen früh (=halb 12) verlassen müssen (aber war ja klar, dass der Bus um 12 eh schon voll war und wir uns nicht so hätten stressen brauchen).
Insgesamt haben wir an diesen paar Tagen in Posse sehr nette Leute kennengelernt, die uns freundlich in ihrem Dorf aufgenommen haben - muchissimas gracias por su hospitalidad! Fix und fertig erreichen wir sonntags morgens um 8 den Busbahnhof in Buenos Aires und freuen uns auf unsere warme Wohnung.

Observaciones

Argentinier sind weniger schlafbedürftig als Europäer (oder sie haben noch einen anderen Trick drauf...) - Nach diesem Wochenende ist vor allem eins klar: So kann das nicht weitergehen! Wenn wir weiterhin so wenig schlafen, dann bringt uns das um!


Vocabulario

asado = parrillada = barbacoa = Grillfleisch, Braten o.ä.

-te molesta? = Stört es dich?
-Si, estás pesada (Vicky!)! = Ja, du nervst!