05.08. - 08.08.2002

la UADE

Unsere erste Uniwoche:

Lunes: Nach all dem Kursheckmeck kommt es nun hart auf hart - wir haben uns unsere Kurskombo zurechtgelegt und voller Tatendrang warten wir auf unsere erste Vorlesung, Montag 18.45h. Mit der von Sra. Ferrari ausgehändigten Kursliste bewaffnet machen wir uns auf den Weg zu Finanzas Corporativas 2. Eigentlich sind wir ja ziemlich pünktlich, nun gut, 5 Minuten zu spät vielleicht, kein Drama. Der freundliche Student ("Where are you from?"), der uns mit dem Auffinden des richtigen Saales hilft weist uns gleich auf die "15 minutos de tolerancia" hin, die kennen wir ja schon, also alles kein Problem. Wir betreten den Saal und setzen uns in der vorletzten (=ca. 6. Reihe) hin. Blablabla, halt da haben wir was aufgeschnappt, *tuschel mit Hintermann* - "Finanzas 1???" Shit, wir sitzen im falschen Kurs, uns schwant Böses, Finanzas 2 gibt es gar nicht, unsere Liste hat uns betrogen. Na toll, wir sitzen fest (=zu weit innen) und hören uns 1 1/2 Stunden Schmand an ("welche Entscheidungen muss der CFO treffen?"), dann verlassen wir den Saal, treffen uns mit Leo und gehen erstmal fein beim Italiener essen + anschliessender Mate bei uns zuhause. Wir erfahren, dass Leo eine eigene Firma hat, die Schnecken, Regenwürmer etc. nach Europa exportiert - wir sind beeindruckt.

Martes: 8 Uhr morgens, autsch das tut weh (vor allem bei dem Rhythmus). Vollkommen übermüdet kommen wir in der Uni an und unsere Wege trennen sich. Diesmal beide im richtigen Raum. Julian darf in "Comunicaciones en la empresa" erstmal kräftig ablabern, hat er ja an der ebs in all den UE-Kursen gelernt, soft facts sind alles! Jo quält sich durch die "Operativa del Comercio Exterior" Klasse, in der lauter Kiddies in ihrem letzten Jahr abhängen, die einen reichlich unreifen Eindruck machen. Dafür sind die üblichen Klichés präsent: Jo ist der "Shumager" [Schumacher] aus der "primer mundo". Und neues bereden wir auch nicht wirklich ("Sagt mal, was fällt euch zu Globalisierung ein?").
Nach einem harten Tag treten wir abends unsere nächste Klasse an, Filosofía. Jo und Jules werden natürlich sofort als Deutsche gespottet, aber freundlich empfangen, Jo kommt ja immerhin aus der Stadt von "Max Weber", was auch gleich dem Prof kundgetan wird. Es stellt sich heraus, dass dieser einige Zeit in der Schweiz gelebt hat, deswegen hilft er uns auch tatkräftig während des Unterrichts per Simultanübersetzung. Ansonsten chillt er sich einfach total selber während der Vorlesung, spricht in einem Tempo welches sogar für uns zu langsam ist, und nimmt kein einziges Mal die linke Hand aus der Hosentasche... Als er während der Stunde zu uns kommt, um uns auf deutsch mitzuteilen, dass alles tranquilo ist und wir seine kompletten Unterlagen kopieren können, sind wir schon beruhigter - trotzdem sind wir uns nicht sicher ob der Kurs wirklich so unser Ding ist, sogar die Argentinier haben ihre Probleme mit den epistemologischen Erklärungen und Herleitungen und Aussprachen der griechischen Wörter (auf spanisch ausgesprochen). In der Pausa zieht er uns nochmal heran und meint, alles wäre tranquilo. "Vengan por las chicas" - wenn der Kurs schon nicht der Hit ist sollen wir doch aufgrund der guten Frauenquote vorbeischauen...
Eigentlich sind wir ja totmüde, trotzdem zieht es uns auf dem Rückweg nach Hause ins Kino - wow, für 4 Peso den Topknüller und Amerikafilm schlechthin "Minority Report" mit Tom Cruise, englisch mit Untertiteln.

Miercoles: Schon wieder 8 Uhr morgens, schon wieder totale Räderung nach einer viel zu kurzen Nacht. Wir treten zu unserem Cálculo Financiero Kurs an, der uns am Wochenende sowohl schriftlich als auch telefonisch mit freundlicher Hilfe vom UR-Lehrstuhl zugesagt wurde (siehe unten - dies wird noch ein running gag!!!). Also, auf spanisch klang die Beschreibung, die uns abgesegnet wurde ja eigentlich ganz cool. I'm Kurs sind wir dann ein wenig geschockt: Der Prof (chillt sich auch ziemlich und) beginnt mit der Erklärung "was ist ein Zinssatz" - WHAT THE FUCK! nur kurz später sind Jules und ich total am verzweifeln, die Argentinier brauchen einfach soo lange, um nur irgendwas zu checken. Zusätzlich ist der Kram auch so umständlich erklärt, dass man als Mathematikanaphabet auch wenig Chancen hat, die Inhalte zu verstehen. Nun gut, zumindest geht eine von drei Stunden dafür drauf, dass der Prof seine persönliche Version der Dinge gibt, wieso es Argentinien so dreckig geht. Nun gut, der Kurs ist abgesegnet, anspruchsvoll wird's nicht, dafür haben wir ja vielleicht ein bißchen Spaß...

Ok, 18.45h, wieder Vorlesung. Diese morgens-abends-Tage schlauchen schon ein bißchen, vor allem mit 2 Stunden Schlaf in den Knochen, da tat das kleine Mittagsschläfchen ziemlich gut. Was steht an: Política Económica Argentina. Der Kurs interessiert uns eigentlich am meisten, weil wir was über Argentinien und seine Probleme lernen wollen. Das haben sich wohl auch alle anderen Tauschies gedacht, wir sind ca. 12 Ausländer im Kurs (was auch den Prof etwas überrascht). 1 1/2 Stunden später die Ernüchterung: Kaum was verstanden, krasse Referate über spanische Zentralbanktexte und ähnliches stehen an - die Hälfte der Tauschies verlässt das sinkende Schiff. Der harte Kern bleibt (wir zu fünft) um nach der Vorlesung mit dem Prof zu reden. Er ist sehr hilfsbereit, fragt uns über VWL-Kenntnisse aus, will für uns das mündliche Examen auslassen und uns englische Texte besorgen. Trotz allem ist der Kurs nichts für uns, keine Chance...

Jueves: Immerhin keine Vorlesung um 8, nein, dafür steht nach unserem Montagsfiasko mit dem F&B-Kurs leider abends Finanzas Internacionales an. Der erste Vorlesungsteil überrascht uns positiv, die beiden Profs (eine gut verständliche, strukturierte Frau und ein sehr schlecht verständlicher, unstrukturierter Typ, der eigentlich so aussieht, als hocke er nur auf seinem Hocker, um nicht zu seiner Frau nach Hause zu müssen) wollen einen ziemlich aktuellen Bezug zur Argentinienkrise herstellen, so sagen sie zumindest. Wir fallen erst gar nicht, blamieren uns dann zu dritt (mit Vero zusammen) ein wenig, als wir zu den Fragen "wieviel Mitglieder hat die EU?" und "wieviel Staaten gehören zu Euroland?" je drei verschieden Zahlen in den Raum werfen... Die zweite Stunde ist eher lahm, langweilige Erklärung "was sind Finanzas Internacionales" etc. Nach der Uni kommt Leo mit nach Haus, wir bestellen Empanadas (leckerschmecker-Argentinien-Futter, siehe unten).
Die Abendplanung sieht den Club 69 vor, von dem wir ausführlich berichten werden (siehe "Fin De Semana especial: Clubbing en Buenos Aires") . Gleich danach schleppen wir uns um 8 Uhr morgens in unsere erste Vorlesung am Freitag

Viernes: Hallo??? Wer hier weiterliest glaubt doch nicht wirklich, dass wir Freitag morgens in die Vorlesung haben. Natürlich haben wir für diesen lieben Wochentag keinen Kurs gewählt, das Wochende fängt doch mittwoch-donnerstag abend an...


Observaciones

Auch in der Uni gilt: 15 minutos de tolerancia. Aus ex-post-Sicht können wir sagen: 15 Minuten? Haaaallo?????

Wieso gibt es in Deutschland eigentlich keine Empanadas?


Citas

Zitat 1: "So richtig glücklich bin ich mit den beiden Kursen nicht: gibt es denn nichts Anspruchvolleres? Gut, wenn wirklich nicht, muss das wohl o.k. sein, aber Sie sollen doch auch noch was Neues dazulernen! :-)", Utz Schäffer, UR-Chef (per Mail)

Zitat 2 (sinngemäß): "Wenn's um's Ausland geht halte ich es eigentlich so wie an der WHU - solange die Kurse nicht totaler Schmand sind, sollten sich die Studenten hauptsächlich amüsieren...", Utz Schäffer, UR-Chef (telefonisch)


Vocabulario

Tocar la guitarra = ablabern ("Gitarre spielen")

Recreo = break = 15minütige Pause so más o menos nach 1 1/2 Stunden Vorlesung.

Subo, subo = "ich komm rauf, ich komm rauf" = Zitat Leo, jeden Tag wenn er uns in der Uni anruft und in seinem Recreo vorbeikommt...)

Empanadas = (gastr) Teigpastete, gefüllt mit allem möglichen, z.B. Roquefortkäse, Käse mit Tomate/Schinken/Ei, Hackfleisch, Schinken/Käse, Hühnchen etc. Die Dinger sind der ideale Schnellfraß, günstig, schmecken supidupi und klasse zum Mikrowellen-Aufwärmen nach der Boliche...


Cómo se encuentra su empanada

Der größte Spaß am Empanadafuttern ist das Auffinden der richtigen Sorte in einem riesigen Karton mit Teigtaschen - die Unterscheidung erfolgt nämlich mit Hilfe einer mitgelieferten Empanadalegende (alle gelieferten Empanadasorten sind fein säuberlich aufgelistet bzw. aufkopiert) nach besonderen Differenzierungsmerkmalen wie z.B. eingestanzten Löchern, umgeknickten Ecken etc. - Klar, dass man öfters mal auch die falschen erwischt, aber das ist mindestens so witzig wie Kinderüberraschung!


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